Why I Changed My Name To Marvin Gaye
Von Zuschreibungen und Entschreibungen

Ausstellung mit Beteiligung von Nevin Aladag, Sabian Baumann und Karin Michalski, Discoteca Flaming Star, Martin Conrads, knowbotiq, Johannes Paul Raether, Oleksiy Radynski, Alexander Tuchacek

Eröffnung: Freitag, 7. November 2014; 8.11 - 13.12.2014
Öffnungszeiten: Samstag, 14 – 18 Uhr
zu Veranstaltungen am 28.11 und 13.12 sowie nach Vereinbarung (info@station21.ch)
Projektraum Station21, Stationsstrasse 21, Zürich-Wiedikon

Why I Changed My Name To Marvin Gaye ist ein Zitat der Künstler_in Marvin Gaye Chetwynd aka Spartacus Chetwynd aka Alalia Chichosz. Die Namensänderung der Performancekünstler_in unternimmt den Versuch eines persönlichen Perspektivwechsels. Das Zitat wird zum Ausgangspunkt um über aktuelle Bedingungen von Identität, deren Zuschreibungen, Vorurteilen und Bewertungen, aber auch Distanzierungen und Befreiungen nachzudenken. Die Konstruktion einer persönlichen Identität ist Grundbedingung eines sozialen Ichs. Unter welchen Bedingungen und Einflüssen aber wird Identität instrumentalisiert oder politisiert? Mit welchen Mustern und normativen Vorstellungen von Identität sind wir konfrontiert? Was haben Sichtbarkeiten mit Vorstellungen von Zugehörigkeit und Ausschluss zu tun? Wie beeinflussen neokonservative Nationalismen den Diskurs um „Wir“ und „Sie“? Wie hat sich die Vorstellung von Authentizität vor dem Hintergrund des Ich-Unternehmertums im medialen Marken-Zeitalter verändert? Was bedeutet Anonymität in einer Zeit der absoluten Transparenz und Kommerzialisierung im Netz? Sind Maskierung und Rollenspiele traditionelle, künstlerische oder alltägliche Strategien? Wie kann Identität zu einem Verhandlungsraum statt einer Schublade werden? Welche Taktiken von Opazität und Uneindeutigkeit können herkömmliche Strukturen von Identitätsentwürfen öffnen und schliesslich neu verhandeln?

Hintergrund dieses Projektes, dass ein Anfang für eine Auseinandersetzung mit künstlerischen Formaten, Fragen und Wirklichkeitsentwürfen um das gross abgesteckte Thema der aktuellen Bedingungen von Identität sein soll, sind jüngste Beobachtungen gesellschaftlicher Entwicklungen in Politik, Kommunikation und Sozialität – in der Schweiz, in Deutschland, in Europa. Gibt es einen identitären Zwang – ausgelöst durch neokonservative Rhetoriken und nationalistische Polemik in Europa? – durch Kommerzialisierung und Kategorisierung unserer persönlichen Daten im Netz? – durch den Wettbewerb um Performativität und Aufmerksamkeit im Alltag? „Why I Changed My Name…“ kann zu einer Adressierung, einem Widerstand, einer Ermächtigung oder einem strategischen Spiel werden. Oder alles auf einmal. Die Ausstellung möchte am Anfang einer Auseinandersetzung mit künstlerischen Formaten und Arbeiten eine Art indexikalische Recherche künstlerische Positionen vorstellen, die sich je auf ihre Art dem Diskurs um Identität nähern und sich dabei mit Fragen von Körperlichkeit, Sprache, Code, Post-/Kolonialismus, Sexualität, Aufmerksamkeitspolitik, Theatralität und der Frage von Kunst und Leben befassen.

Konzept: Anke Hoffmann

Veranstaltungstermine:

SA, 13.Dezember, 18 Uhr
Performance Lecture” why i changed my name to …” von Anke Hoffmann, Kuratorin
Performance Lecture "kotomisi: un-inform" von knowbotiq (Yvonne Wilhelm)
und finissage culinaire caraibe